Autor: Max Schmidt
Shooter Bias
Deutsch: „Fehler in der Entscheidung zu schießen“
Originalstudie (USA): Versuchspersonen sollen bei einem Videospiel nur auf bewaffnete Charaktere schießen, und bei den anderen nicht schießen.
Charaktere in dem Videospiel: sind entweder Afroamerikaner oder Weiße halten eine Waffe oder einen harmlosen Gegenstand in der Hand
Ergebnisse
Bewaffnete Afroamerikaner wurden schneller erschossen. Bei unbewaffneten Weißen wurde die Entscheidung, nicht zu schießen, schneller getroffen als bei unbewaffneten Afroamerikanern.
Fehlentscheidungen: Im Videospiel wurden mehr unbewaffnete Afroamerikaner erschossen als unbewaffnete Weiße.
Wenn die Vorurteile gegenüber Afroamerikanern stärker waren, so war auch der Shooter Bias stärker.
Auch bei Afroamerikanern als Versuchspersonen zeigte sich der Effekt.

Polizisten und Laien
Die meisten Studien untersuchten normale Personen, aber es wurden auch viele Studien mit Polizisten durchgeführt. Die Ergebnisse sind anders, aber ein Bias (Fehler) bleibt.
Polizisten treffen weniger Fehlentscheidungen und diese hängen nicht mit der Hautfarbe zusammen.
Aber was weiterhin besteht:
Bewaffnete Afroamerikaner wurden schneller erschossen. Bei unbewaffneten Weißen wurde die Entscheidung, nicht zu schießen, schneller getroffen als bei unbewaffneten Afroamerikanern.
Mögliche Erklärung: Die Hautfarbe in Kombination mit einer Waffe aktivieren ethnische Stereotype, die die Polizisten mit Gefahr assoziieren.
Weitere Studien
Es wurden Trainingseffekte untersucht: Training eliminiert den Effekt bei unbewaffneten Charakteren kurzzeitig, aber nicht bei bewaffneten Charakteren (bewaffnete Afroamerikaner werden weiterhin schneller erschossen).
Die Effekte wurden auch für andere Gruppen gezeigt (z.B. arabische und muslimische Charaktere, bei denen eher geschossen wird) und konnte auch bei Studien in Deutschland gezeigt werden.
Es existieren generell viele Studien, die diese Befunde auch in den letzen Jahren weiter unterstützen.
Was genau bedeuten die Ergebnisse über den Shooter Bias in der Realität?
Shooter Bias in der Realität
Die Studien beziehen sich auf Situationen im Labor. Diese sind nie in der Lage, eine reale Situation genau darzustellen.
Sie zeigen jedoch, dass Merkmale wie die ethnische Zugehörigkeit unsere Entscheidungen beeinflussen,
Wenn Gefahr mit ethnischer Zugehörigkeit assoziiert wird, so kann das zu unüberlegten oder fehlerhaftem Handeln führen. Und auch bei Polizisten kann es dadurch zu negativen Effekten kommen.
Die Ergebnisse lassen sich nur schwer auf Themen wie rassistisch motivierte Polizeigewalt übertragen, da hier andere Variablen hinzukommen, die das Verhalten steuern. In dieser Hinsicht ist es schwierig, ethisch vertretbare Studien durchzuführen, weshalb wir hier sehr auf schützende Gesetze angewiesen sind.
Quellen
Correll, J., Park, B., Judd, C. M., & Wittenbrink, B. (2002). The police officer’s dilemma: Using ethnicity to disambiguate potentially threatening individuals. Journal of personality and social psychology, 83(6), 1314.
Correll, J., Park, B., Judd, C. M., Wittenbrink, B., Sadler, M. S., & Keesee, T. (2007). Across the thin blue line: police officers and racial bias in the decision to shoot. Journal of personality and social psychology, 92(6), 1006.
Correll, J., Hudson, S. M., Guillermo, S., & Ma, D. S. (2014). The police officer’s dilemma: A decade of research on racial bias in the decision to shoot. Social and Personality Psychology Compass, 8(5), 201-213.
Essien, I., Stelter, M., Kalbe, F., Koehler, A., Mangels, J., & Meliß, S. (2017). The shooter bias: Replicating the classic effect and introducing a novel paradigm. Journal of Experimental Social Psychology, 70, 41-47.